Die Frage:

"Hast du nicht Angst, dass dein Kind in Sachen Bildung abgehängt wird, wenn es so lange zu Hause bleibt?"

 

Kinder mit sicheren Bindungen lernen nachweislich besser, sind flexibler, kreativer, ausdauernder. Am besten lernt es sich entspannt, ohne äußere Stressoren (sh. unten). Bildung braucht Bindung. Ein noch so intelligentes Kind mit einer Bindungsstörung hingegen, so Bindungsforscher, werde trotz seiner Begabung höchstwahrscheinlich scheitern - in der Schule, später in der Partnerschaft und/oder in der Beziehung zum eigenen Nachwuchs.

Als grundlegende Voraussetzung für den Erwerb von Wissen und Fähigkeiten gilt die emotionale Bildung, das heißt, dass das Kind lernt, seine Gefühle wahrzunehmen, einzuordnen und zu benennen. Sie wird dadurch gefördert, dass ein Kind in den ersten Jahren vorrangig von den Hauptbindungspersonen begleitet wird. Wenn sie das, was das Kind erlebt, wahrnehmen und in Worte fassen ("Du freust dich gerade sehr, oder?" - "Ich glaube, du bist gerade sehr wütend weil..."), legen sie die Basis für Bildung, die von außen ans Kind herangeführt wird.

Selbst die Bundesregierung, die den Krippenausbau mit und auf Grund des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz (gilt seit 1.8.2013), vorantreibt, zweifelt daran, dass Kindertagesstätten in punkto Bildung notwendig oder förderlich für Kinder sind. So heißt es im achten Familienbericht von 2012:

"Dem Kind entgeht also durch die außerfamiliäre Betreuung die Bildung und Erziehung durch seine gut gebildete und erziehungskompetente Mutter. Dieser Befund deckt sich mit Studien, nach denen Kinder aus niedrigen sozioökonomischen Lebenslagen am meisten von der Bildungsanregung der Kindertageseinrichtungen profitieren, jedoch auch nur dann, wenn diese eine gute Qualität aufweisen. Für Kinder aus der Mittel- und Oberschicht bleibt das Bildungsangebot in den Kindertageseinrichtungen hinter der familiären Bildungsanregung zurück."

(Quelle des Zitats: Zeit für Familie. Familienpolitik als Chance einer nachhaltigen Familienpolitik. Achter Familienbericht (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2012, S. 76))

Links und Literaturempfehlungen zu diesem Aspekt:

„In punkto Förderung unterscheiden sich hinreichend gute Eltern in den ersten zwei bis drei Lebensjahren nicht von einer hinreichend guten Krippe oder Kindertagespflegestelle.“ [...] „Krippen und Kindertagespflegestellen allerdings, die anerkannten Mindestanforderungen an Qualität nicht genügen, können für die dort betreuten Kinder ein erhebliches Entwicklungsrisiko darstellen.“ (Positionspapier der Deutschen Liga für das Kind)

Wer profitiert von frühkindlicher Bildung? (Das Kita-Handbuch von Pädagoge Martin R. Textor)

Mit spätestens einem Jahr in die Kita? Über die Risiken der frühkindlichen Fremdbetreuung - Interview mit Prof. Dr. Eva Rass (Glücksknirpse - Das Kinder-Gesundheitsprojekt)

Zeit für Familie. Familienzeitpolitik als Chance einer nachhaltigen Familienpolitik. Achter Familienbericht (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2012)

 

Wie aus Kindern glückliche Erwachsene werden (Hüther, Gerald und Nitsch, Cornelia; GU-Verlag)

Die erste Bindung. Wie Eltern die Entwicklung des kindlichen Gehirns prägen. (Strüber, Nicole; Klett-Cotta-Verlag)