Schön & schwer zugleich

Es ist eine Freude, die enge Bindung zu meinem Kind zu erleben und zu sehen, wie es davon profitiert. Ich verstehe, was mein Kind gerade braucht, was es sagen will (auch wenn viele seiner Wortschöpfungen sonst niemand versteht), wie es ihm geht, was ihn zum Lachen bringt u.s.w. Ich bin überzeugt (und sehe es teilweise auch bei meinem Mann, der ganztags arbeitet), dass diese feinen Nuancen der Kommunikation nicht so gelingen würden, wenn mein Sohn tagsüber in der Krippe wäre. Weil ich mein Kind so gut kenne, weiß ich auch, was ich ihm zutrauen kann, und wo es Unterstützung braucht – ich glaube, das gibt ihm viel Selbstvertrauen, diese Sicherheit zu spüren, und gleichzeitig Freiheit zum Entdecken neuer Fähigkeiten zu haben.

Gerade im zweiten Lebensjahr entwickelt sich so viel.

Es ist auch wunderschön, die vielen kleinen Entwicklungsschritte mitzuerleben, die es täglich zu beobachten gibt. Gerade im zweiten Lebensjahr entwickelt sich so viel: motorisch, sprachlich, ja die ganze kleine Persönlichkeit. Diese elementaren Entwicklungsschritte möchte ich gern bewusst miterleben und begleiten!

Es fällt mir aber auch immer wieder schwer, einen guten Rhythmus im Alltag zu finden, der mir und meinem Kind gerecht wird und unserer beider Bedürfnisse gut vereinbart. Mein berufliches Vorankommen muss ich hinten anstellen und Vertrauen haben, dass ich nach der Pause wieder einen guten Einstieg finden werde. Ich kenne kaum Kollegen, die ebenfalls länger als ein Jahr Elternzeit nehmen und stelle mir deshalb den Wiedereinsteig eher schwierig vor, da meine relative berufliche Unerfahrenheit im Verhältnis zu meinem Alter womöglich auf wenig Verständnis stoßen wird.

Wenn ich mit meinem Kind vormittags auf den Spielplatz gehe, dann bin ich manchmal ganz allein (bzw. nur mit Tagesmüttern dort). Und auch im Freundes- und Bekanntenkreis gibt es nicht viele, die ebenfalls längere Zeit zu Hause bleiben. Da fällt es mir manchmal schwer, selbstbewusst zu meiner Entscheidung zu stehen.

Dabei ist doch die Erziehung eines Kindes ein wichtiger Beitrag für die Zukunft unserer Gesellschaft.

In der Gesellschaft gelten Frauen als erfolgreich und leistungsstark, wenn sie alles gleichzeitig managen – Kinder und Beruf. Dass es für Kinder gut ist, wenn sie in den ersten drei Lebensjahren zu Hause sein können und die Frau (oder auch der Mann) in der Zeit nun mal nicht beides vereinbaren kann, wird wenig anerkannt. Auch finanziell ist man gegenüber Familien, wo beide Elternteile arbeiten, häufig im Nachteil. Und da ist momentan politisch auch keine Besserung in Sicht, im Gegenteil. Dabei ist doch die Erziehung eines Kindes ein wichtiger Beitrag für die Zukunft unserer Gesellschaft.

Mama von Maurice (22 Monate), Ärztin