Der Vorwurf:
Frühe Fremdbetreuung kann bei Kleinkindern eine starke Stressreaktion verursachen. Auslöser dafür können folgende Faktoren sein: Trennung von den Eltern, häufiger Wechsel der Bezugsperson in der KiTa, unausgereifte Sprachfähigkeit, Gruppenstärke, Betreuungsschlüssel, hoher Lärmpegel.
Ein unnatürlich erhöhter Kortilsolspiegel, wie er bei fremd betreuten Kleinkindern selbst bei guter Betreuungsqualität messbar ist, ist Ausdruck chronischer Stressbelastung. Diese kann zu einer langfristig negativen Beeinflussung der Stressregulation führen: die Immunabwehr wird durch chronischen Stress abgeschwächt, häufige Erkrankungen von Krippenkindern können die Folge sein.
Je mehr Zeit Kleinkinder in Fremdbetreuung verbringen, desto stärkere negative Auswirkungen auf die sozioemotionale Kompetenz sind möglich - unabhängig von der Betreuungsqualität. Ein Viertel der ganztags betreuten Kleinkinder zeigten in Langzeitstudien im Alter von 4 Jahren Verhaltensauffälligkeiten im sozialen Bereich, die dem klinischen Risikobereich zugeordnet werden können. Im Alter von 15 Jahren wurden häufig signifikante Auffälligkeiten bei den dann Jugendlichen festgestellt, u.a. Drogenkonsum sowie erhöhte Aggressionsbereitschaft.
Links und Literaturempfehlungen zu diesem Aspekt:
Interview mit Dr. Rainer Böhm (berufungmami.de, Video)
Frühe Kindheit - eine entscheidende Entwicklungsphase (Deutschlandfunk)